Ökobilanz von Jackfrucht vs. Fleisch

Ein Vergleich der Ökobilanz von Bio-Jackfrucht und rotem Fleisch

Hinterlassen importiere Lebensmittel einen größeren ökologischen Fußabdruck als regionale Produkte? Vor allem ein weiter Transportweg soll für eine höhere CO2-Belastung verantwortlich sein. Doch lässt sich das so pauschal beantworten? Mit dieser Frage haben wir uns näher beschäftigt und uns dazu entschieden, mehr über die Hintergründe eines ökologischen Fußabdruckes zu erfahren. Welche Faktoren spielen hierbei eigentlich eine Rolle? Was macht ein Lebensmittel zu einem klimaneutralen Produkt? Auf der Suche nach Antworten haben wir uns hierzu mit dem Fachbereich Ökotrophologie der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach mit dem Thema auseinandergesetzt. Hieraus resultierend entstand im April 2020 das Interesse, die Produkt-Ökobilanz von unserer Bio-Jackfrucht aus Sri Lanka näher unter die Lupe zu nehmen. In einem Langzeitprojekt mit einer Studentengruppe verfolgten wir das Ziel, zunächst die Ökobilanz unserer verzehrfertigen Jackfrucht (1kg) zu betrachten und in einem nächsten Schritt einen Vergleich zwischen der Ökobilanz unserer importierter Jackfrucht und rotem, regionalem gegarten Fleisch (1kg) herzustellen. Da unsere Jackfrucht eine gute Ersatzmöglichkeit darstellt um den Konsum von Fleischprodukte zurückzufahren und zudem wegen Ihrer vielseitigen Eigenschaften häufig so verwendet wird, haben wir uns konkret für den Vergleich entschieden. Zur Untersuchung der beiden Gruppen wurde mit der Software Umberto LCA+ und einer integrierten Datenbank gearbeitet. Bei den nachfolgenden Darstellungen sind die wesentlichen Informationen aus dem Bericht in Kurzform zusammengefasst. Zur näheren Untersuchung wurden die nachfolgenden Prozessschritte für unsere Jackfrucht ausgewertet:

  • Anbau 0.00 kg CO2-eq

  • Transport zur Fabrik 0.02 kg CO2-eq

  • Verarbeitung in der Fabrik 1.67 kg CO2-eq

  • Transport zum Hafen 0.01 kg CO2-eq

  • Transport per Seefracht 0.33 kg CO2-eq

  • Transport zum Lager 0.08 kg CO2-eq

  • Distribution 0.26 kg CO2-eq

  • Last Mile 1.29 kg CO2-eq

  • Zubereitung zuhause 0.17 kg CO2-eq

Insgesamt beträgt die CO2-Äquivalenz (CO2-eq) für 1 kg verzehrfertige Jackfrucht 3,83 CO2-eq. Dabei fällt auf, dass beim Anbau unserer Jackfrucht keine CO2-Werte entstehen. Dies liegt vor allem daran, dass unsere Früchte in biologischen Hausgärten in Sri Lanka wachsen. Die Bäume müssen weder gewässert noch gedüngt werden und wachsen in einem ökologischen Gleichgewicht. Darüber hinaus ist eine Bearbeitung mit schweren Maschinen ebenfalls nicht notwendig und die Früchte werden mit einem langen Bambusrohr vom Jackfrucht-Baum geschlagen –> Hier erfährst du mehr.

Zu erwähnen ist, dass der Transportweg in Bezug auf die Ökobilanz einen geringen Stellenwert einnimmt. Dies liegt unter anderem daran, dass sich beim Seetransport die CO2-eq auf die Menge aller Container auf einem Schiff verteilt und der Transportweg durch die Verteilung auf die einzelnen Container am Ende nicht mehr so relevant erscheint. Hingegen macht im gesamten Lebenszyklus der Jackfrucht, der Einkauf bzw. die Last Mile (der Weg zum Supermarkt und zurück sowie die Zubereitung zuhause) 33,82% der CO2-eq aus. Dieser Wert erklärt sich indem man die gewählten Einkaufsbedingungen näher betrachtet. Schaut man sich das Gewicht der Jackfrucht im Glas (60% Abtropfgewicht) näher an und setzt dieses mit dem nicht verzehrbaren Gewicht Wasser (40%) in ein Verhältnis, wird der Einkauf mit dem Auto schnell unverhältnismäßig. Würde man weitere Faktoren berücksichtigen, wie ein Großeinkauf mit dem Auto (Umverteilung auf verschiedene Lebensmittel) oder die Fahrt zum Supermarkt mit dem Fahrrad, würde dieser Wert deutlich besser ausfallen. Ebenfalls könnte unsere Bio-Jackfrucht in Großpackungen wegen des höheren verzehrbaren Gewichtsanteils besser abschneiden. In dem gewählten Szenario ist wohl die Fahrt mit dem Auto zum Supermarkt die eigentliche Umweltsünd. Die Verarbeitung der Jackfrucht in der Fabrik mit 43,68% macht den höchsten Anteil aus. Dieser Wert ergibt sich durch die Berechnung des Stromverbrauches bei der Sterilisierung bzw. Erhitzung der Jackfrucht  und ist mit den Werten von Rotkohl, Grünkohl und Rote Beete im Glas zu vergleichen. Bei der Ermittlung des Wertes können schnell Unsicherheiten entstehen, da nicht genau ermittelt werden kann ob es zu unterschiedlichen Leistungsaufnahmen und Mengen an Lebensmitteln im Gerät gekommen ist. Darüber hinaus ist es schwierig die Dichte der Lebensmittel zu bestimmen sowie  Vorwärmzeiten und Vorlauftemperaturen zu ermitteln.

Bei dem Modell für Fleisch wird davon ausgegangen, dass die Tiere direkt vor Ort geschlachtet werden und auch die Verarbeitung des Fleisches am Ort des Geschehens stattfindet. Daraufhin wird es an die Supermärkte oder an ähnliche Verkaufsstellen distribuiert. Die einzelnen Prozessschritte für rotes Fleisch stellen sich wie folgt dar:

  • Urproduktion 16.83 kg CO2-eq

  • Verpackung 0.02 kg CO2-eq

  • Distribution 0.03 kg CO2-eq

  • Last Mile 0.47 kg CO2-eq

  • Zubereitung zuhause 0.13 kg CO2-eq

Die CO2-Äquivalente für 1 kg gegartes rotes Fleisch liegt bei 17,48 CO2-eq. Es wird deutlich, dass die Tierhaltung mit 16.83 kg CO2-eq nahezu hauptverantwortlich für das Ergebnis von 17,48 CO2-eq. Dies kommt dadurch zu Stande, das Tiere Futter, Wasser und ausreichend Platz benötigen. Vergleicht man die Differenz des Ergebnisses von Jackfrucht und Fleisch in Bezug auf die Landnutzung, ist mit 65,48 m2 a ein großer Unterschied zu sehen. Insgesamt benötigen 1 kg Jackfrucht nur 0,43 m2. Hingegen wenden 1 kg Fleisch 65,91 m2 a Land auf. Ebenfalls ist die Umwandlung von beispielsweise Regenwäldern in Weideflächen oder als Fläche für den großflächigen und globalen Futtermittelanbau ein großes Problem. Es werden zum Beispiel häufig Brände gelegt um Flächen abzuholzen. Hierdurch entsteht Kohlendioxid und in den Regenwäldern lebende Tiere verlieren ihren Lebensraum. Bei der Wirkungskategorie Klimawandel liegt ebenfalls eine deutliche Differenz vor. Das Ergebnis von 1 kg Jackfrucht beträgt 3,75 kg CO2 und bei Fleisch sind es bereits 15,61 kg CO2. Es ist deutlich zu sehen, dass Jackfrucht trotz des langen Transportweges von Sri Lanka nach Deutschland viel weniger Kohlendioxid verursacht. Der größte Teil fällt bei der Verarbeitung mit 43,68% und bei der Last Mile mit 33,82% an. Hierbei sind vor allem die Prozesse bei der die Jackfrucht durch ein Sterilisationsverfahren erhitzt wird auschlaggebend. Ebenfalls wichtig zu erwähnen ist die Wirkungskategorie Wasserverbrauch bzw. Wasserverknappung. Das Ergebnis beträgt in dieser Kategorie für die Jackfrucht 0,02 m3 pro 1 kg, beim Fleisch sind es 0,48 m3 pro 1 kg. Würde man das Ergebnis in Liter umrechnen, so steht der Wasserverbrauch von 20 l pro 1 kg Jackfrucht gegen 480 l pro 1 kg Fleisch. In Zeiten der Wasserverknappung ist Wasser in vielen Teilen der Welt eine kostbare Ressource und daher sparsam einzusetzen.

Mit dem Vergleich der beiden Ökobilanzen kann bewiesen werden, dass unsere Bio-Jackfrucht eine viel niedrigere Ökobilanz hat als Fleisch. Auch wenn die beiden Produkte nährstofftechnisch nicht zu vergleichen sind und auch der Proteingehalt deutlich variiert, erinnert die Konsistenz der Jackfrucht stark an Fleisch. In den Wirkungskategorien Landnutzung, Klimawandel und Wasserverbrauch sind die Ergebnisse zu Gunsten der Jackfrucht weit auseinander gegangen und auch in anderen Bereichen schneidet die Jackfrucht besser ab. Die Vorteile in den Wirkungskategorien sind somit eindeutig. Zudem kann nicht angenommen werden, dass ein weiter Transportweg automatisch für eine schlechte CO2 Bilanz verantwortlich ist. Vielmehr ist die Betrachtung eines ganzheitlichen Prozesszyklus, zudem unterschiedliche Kategorien wie die Anbaubedingungen sowie, Produktionsbedingungen zählen bis hin zu den gewählten Transportwegen und dem eigenen Umgang durch die Zubereitung der Lebensmittel zuhause entscheidend.

An dieser Stelle bedanken wir  uns vor allem bei den beiden Studenten Lisa und Paul von der Hochschule Niederrhein aus dem Fachbereich Ökotrophologie für die Zusammenarbeit und die Ausarbeitung der Ergebnisse. Ebenfalls bedanken wir uns bei der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach für die Umsetzung des Projektes.